Daguerreotypes - painted by sunlight.

 

[D] Der nachfolgende Zeitungsartikel wurde von mir auf der Titelseite einer alten Ausgabe  des Philadelphia PUBLIC LEDGER (Öffentlicher Anzeiger) vom Dienstagmorgen, den 31. Dezember 1839, Preis ein Cent, gefunden - ich habe etwas mehr bezahlt. Der Artikel beschreibt eine neue und äußerst nützliche Pariser Anwendung im Zusammenhang mit der Erfindung des Daguerreotyps, und ich hoffe, Sie werden beim Lesen genauso viel Freude daran haben wie ich.

[E] The following newspaper article was found by me on the front page of an old issue of the Philadelphia PUBLIC LEDGER from Tuesday Morning, December 31, 1839, Price One Cent - I paid a little more. The article describes a new and extremely useful Parisian application connected with the invention of the daguerreotype and I hope you will take as much delight in reading this as I did.


A NOVEL APPLICATION OF THE DAGUERREOTYPE.

A strange case of separation a mensa et thoro is about to be submitted to the Civil Tribunal at Versailles. M. X—, a gentleman formerly a member of the corps diplomatique, married in 1836 Mdlle. Louise B—, the daughter of a respectable citizen of Versailles.  This marriage, which was one of pure inclination on the part of  M. X—, as the young lady had no fortune whatever, was as happy as could be imagined  until  the  spring  of  the  present  year.  At  that period violent disputes, kindled by Madame X—, took place, and one of those in formal separations, so frequent in Parisian menages, was agreed to by the parties.  M. X— continued to reside at the chateau he possesses near Ville d’Avray, and Madame X— was permitted to lodge, with her maid and a gardener, in a pavilion quite separated from her husband’s chateau, and surrounded by a garden enclosed with high walls.

M. X— soon had reason to entertain strong suspicions as to the conduct of his wife; but he was unwilling to put any questions to the servants, or to take any step that might compromise the honor of a woman whom he still loved. He, however, contrived means of ascertaining whether his suspicions were well founded.  A sort of cottage existing outside of the wall, separating the pavilion garden from the remainder of the property, M. X— took up his quarters in it, and by means of a hole bored through the wall was enabled to see that every morning at eleven his lady’s window opened, and that she came down and walked in the garden with a handsome young man, the son of a neighboring landowner.

Averse to exercising the awful privilege which the law concedes to  an  outraged  husband, M. X— spent   the following night in opening another aperture in the wall, and despatched his valet to Paris.  The latter returned at ten o’clock in the morning with a box, which he conveyed into the park cottage.  It was a daguerreotype.  M. X— carefully placed the camera obscura mirror facing the aperture he had made, and, when the window opened, seeing his wife and the young man embrace, he put the plate prepared with iodine into the box.  Though two minutes scarcely elapsed whilst it was thus exposed, the sun was so bright that a most correct drawing of the dishonorable meeting at the window was obtained.  M. X— had just applied for a separation, and, in support of it, deposited in the Civil Tribunal of Versailles the photogenic drawing, affording undeniable evidence of the meeting of his wife and the young man.   It is affirmed that MM. Daguerre and Arago will be summoned to supply the tribunal with all the scientific  information  that  may  be  required.—Audience
(French Law Paper.)




[D] Eine neuartige Anwendung der Daguerreotypie.

Ein seltsamer Fall einer Trennung von Tisch und Bett steht kurz vor der Verhandlung vor dem Zivilgericht in Versailles. Herr X., ein Ehrenmann, der früher Mitglied des Diplomatischen Corps war, heiratete 1836 Fräulein Louise B., die Tochter eines angesehenen Bürgers von Versailles. Diese Ehe, die seitens Herrn X. aus reiner Zuneigung eingegangen wurde - da die junge Dame überhaupt kein Vermögen hatte, war so glücklich, wie man es sich bis zum Frühjahr dieses Jahres nur vorstellen konnte. Zu dieser Zeit kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, die von Frau X. angezettelt wurden, und bei einer der Streitigkeiten wurde von den Parteien die formelle Trennung, wie sie in Pariser Haushalten so häufig vorkommt, vereinbart. Herr X. wohnte weiterhin in dem Schloss, das er in der Nähe von Ville d'Avray besitzt, und Frau X. durfte mit ihrer Magd und einem Gärtner in einem Pavillon wohnen, der vom Schloss ihres Mannes getrennt und von einem mit hohen Mauern umzäunten Garten umgeben war.

Herr X. hatte bald Grund, seine Frau wegen ihres Verhaltens erheblich zu verdächtigen; aber er war nicht bereit, den Dienern irgendwelche Fragen zu stellen oder irgendeinen Schritt zu unternehmen, der die Ehre einer Frau gefährden könnte, die er immer noch liebte. Er dachte sich jedoch Mittel aus, um festzustellen, ob sein Verdacht begründet war. Eine Art Häuschen existierte außerhalb der Mauer und trennte den Pavillongarten vom Rest des Grundstücks, er nahm sein Quartier darin und mittels eines durch die Mauer gebohrten Lochs konnte er jeden Morgen um Elf sehen, dass sich das Fenster seiner Dame öffnete und sie kam herunter und ging mit einem hübschen jungen Mann, dem Sohn eines benachbarten Landbesitzers, in den Garten.

Aus Abneigung gegen die Ausübung des schrecklichen Privilegs, das das Gesetz einem empörten Ehemann einräumt, verbrachte Herr X. die folgende Nacht damit, eine weitere Öffnung in der Wand zu öffnen, und schickte seinen Diener nach Paris. Letzterer kehrte um zehn Uhr morgens mit einer Kiste zurück, die er in das Gartenhäuschen beförderte. Es war ein Daguerreotyp (hier: die Kamera).  Herr X. stellte den Spiegel der Camera Obscura vorsichtig gegenüber der Öffnung auf, die er gemacht hatte, und als sich das Fenster öffnete und seine Frau und der junge Mann sich umarmten, legte er die mit Joddampf vorbereitete Platte in das Gehäuse. Die Sonne war so hell, dass, obwohl kaum zwei Minuten verstrichen waren, während der die Platte belichtet wurde, eine höchst korrekte Zeichnung des unehrenhaften Treffens am Fenster erhalten wurde.  Herr X. hat gerade eine Trennung beantragt und, um diesen Antrag zu unterstützen, die fotogene Zeichnung beim Zivilgericht von Versailles hinterlegt, die unbestreitbaren Beweis für das Treffen seiner Frau und des jungen Mannes liefert. Es wird bestätigt, dass die Herren Daguerre und Arago  aufgefordert werden sollen, dem Tribunal alle erforderlichen wissenschaftlichen Informationen zu liefern. - Publikum (Französisches Gesetzespapier.)